Und weiter geht’s …

Von Bodø nach Kirkenes

Der nächste längere Aufenthalt und sechs Häfen weiter ist Bodø.

Hier buche ich einen Ausflug: Stadtrundfahrt und Fahrt zum Saltstraumen, dem stärksten Gezeitenstrom der Welt.

Normalerweise ist das sicher ein sehr schöner Ausflug durch die verschneite Stadt und die weiße Landschaft, aber da es wieder Bindfäden regnet, hält sich der Spaß in Grenzen. Wir fahren durch die Stadt, vorbei am Luftfahrtmuseum, vorbei an der Domkirche, die Platz für 890 Personen bietet (so groß sieht sie von außen gar nicht aus) und sich durch einen freistehenden Glockenturm auszeichnet, der 40 m hoch ist und 3 Glocken beherbergt.

Leider halten wir nirgendwo an, so dass ich Fotos aus dem fahrenden Bus schießen muss. – wie man sieht.

Zu den interessanten Informationen, die unser Reiseleiter bereithält, gehört, dass Bodøs Stadtwappen die Mitternachtssonne ist, dass Bodø der Hauptsitz der norwegischen Steinzeitmenschen war, und vor allem, dass in Bodø jeder Zugverkehr endet. Wer von hier aus weiter nach Norden will, muss in den Bus umsteigen oder das Schiff nehmen, sofern er kein Auto hat. Und tatsächlich steigen im weiteren Verlauf unserer Reise immer mal wieder Einheimische zu, die im nächsten oder übernächsten Hafen das Schiff wieder verlassen.

Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und wir fahren weiter zum Saltstraumen. Der Gezeitenstrom ändert alle 6 Stunden entsprechen dem Naturgesetz der Gezeiten seine Richtung. Durch die gegenläufige Strömung, die mit 40 km/h durch die recht schmale Meeresenge (150 m) fließt, entwickeln sich an ihren Rändern enorme Strudel, die einen Durchmesser von 10 m erreichen können.

Den besten Blick auf dieses Schauspiel hat man von der Brücke aus, die über diesen Mahlstrom führt. Allerdings halten wir hier nicht an, sondern fahren weiter bis unter die Brücke. Von hier aus geht es über einen abschüssigen, vereisten Weg bis zum Saltstraumen. Der Busfahrer verteilt Spikes und Stöcke, aber das ist mir dann doch zu gefährlich.

Von hier aus geht es weiter durch die Stadt bzw. durch einen der vielen Tunnel, die unter der Stadt verlaufen, um den Straßenverkehr aus der Innenstadt herauszuhalten.

Fazit: Ein Ausflug, der sich nicht lohnt. Es wäre schön gewesen, wenn wir auch mal angehalten hätten, aber bei dem Regen wollte wahrscheinlich sowieso niemand aussteigen. Bodø hat mit Sicherheit sehr viel zu bieten, das sich auf eigene Faust erkunden lässt.

Hier noch ein paar Eindrücke aus der Stadt.

Bodø vom Schiff aus um 16:00 Uhr

Acht Häfen weiter steht der nächste längere Aufenthalt in Tromsø an. Auch hier buche ich eine Stadtrundfahrt. Wie schon die Tage vorher hat der Himmel die Schleusen geöffnet und es ist ziemlich kalt. Dazu weht ein starker Wind, so dass ein Höhepunkt dieses Ausflugs – die Fahrt mit der Fjellheisen-Luftseilbahn auf den Storsteinen, von wo aus man Tromsø aus der Vogelperspektive sehen kann – leider ausfallen muss. Der Bus erwartet uns am Ankunftsgebäude und es geht zunächst zum Polaria, einem Museum für Polarforschung. Dort sehen wir zwei kleine Filme, u. a. über die Tierwelt Spitzbergens. Danach haben wir noch reichlich Zeit, das kleine Museum zu durchstreifen, und wer möchte, kann bei der Fütterung der dort lebenden Robben zuschauen. Der erste Teil des Museums widmet sich der Erforschung des Polareises und seines Einflusses auf unser Klima.

 

Weiter geht es dann im Regen durch die Stadt. Unsere Reiseleiterin versorgt uns mit vielen interessanten Informationen, nur ist auch hier wieder kaum Zeit, länger zu verweilen, bzw. sind die Informationen nicht unbedingt mit den besichtigten Orten kompatibel. Tromsø ist unbestritten das Tor zur Arktis. Von hier aus starteten zahlreiche Polarforscher, u. a. Roald Amundsen, der von seinem Flug zur Rettung seines Kollegen Umberto Nobile nicht mehr zurückkehrte.

Die Domkirke in Tromsø ist die nördlichste Kathedrale der Welt. Gebaut wurde sie ganz aus Holz und bietet Platz für 800 Personen (wonach auch sie nicht aussieht) und wurde 1861 vollendet. Auch diese Kirche hätte ich gerne von innen besichtigt (und auch von außen ohne verregnete Scheiben fotografiert).

Die Gelegenheit zur Besichtigung einer Kirche von innen hätten wir dann an der Eismeerkathedrale gehabt (übrigens der einzige Halt nach dem Polaria). Allerdings habe ich lieber darauf verzichtet. Der Aufgang zur Kirche geht recht steil bergan (und dann auch wieder bergab) und es gibt kein Geländer. Hinzu kommen vereiste Stellen auf der Straße und Gehwegen. Einige mutige Mitreisende haben sich hinaufgetraut, um sich das größte Buntglasfenster Skandinaviens anzuschauen, wofür die Kirche berühmt ist. Allerdings ist es nur von außen in seiner ganzen Pracht zu bewundern. Ursprünglich befand sich an dieser Stelle der nach Osten ausgerichteten Kirche ein normales Glasfenster, was zur Folge hatte, dass den Gläubigen bei der Morgenmesse die Sonne unangenehm ins Gesicht schien. Daher erfolgte der Austausch gegen Buntglas. (Die nachfolgenden Fotos der Eismeerkathedrale stammen von MJ, der das Urheberrecht darauf hat.)

Was haben wir sonst noch erfahren?

In Tromsø befindet sich die nördlichste Universität der Welt. Sie wurde 1968 gegründet und hat jetzt rund 17 000 Studenten (bei ungefähr 65 000 Einwohnern schon ganz ordentlich). Somit kann es auch nicht verwundern, dass Tromsø die Stadt mit der durchschnittlich jüngsten Bevölkerung ist.

Zwei weitere Besonderheiten erfahren wir: Erstens gibt es eine im Volksmund so genannte „Schnapsstraße“. Die heißt nicht so, weil hier besonders viele Bars zu finden sind, sondern weil die Straße tatsächlich aus den Einnahmen der Alkoholsteuer angelegt wurde.

Das zweite Bemerkenswerte ist, dass die Straßen und Bürgersteige im Stadtzentrum von Tromsø beheizt sind. Dinge gibt’s …

Die Altstadt von Tromsø hat leider nicht allzu viele alte Häuser zu bieten. Diese sind 1969 bei einem Großbrand zerstört worden. Man hat an ihrer Stelle dann Neubauten im Charme der 1970er Jahre errichtet. Auch diese nun in die Jahre gekommenen Gebäude müssen restauriert bzw. sogar abgerissen werden. Trotzdem besteht nicht die Absicht, die schönen alten Holzhäuser nachzubauen und der Altstadt ein wenig Charme zu verleihen.

In Tromsø hat man den Straßenverkehr weitestgehend in Tunnel verlegt, um in der Stadt ein Verkehrschaos zur Rushhour zu vermeiden. Dementsprechend wenig Verkehr war auf den Straßen in der Innenstadt.

Das war also der zweite Ausflug, der eher enttäuschend verlaufen ist. Wenn man dann noch den Preis (149,00 Euro) bedenkt, würde ich eher davon abraten. Für das Wetter kann zwar niemand was, aber hier wäre doch ein kleiner Preisnachlass fällig gewesen. Das Polaria kann man übrigens auch ganz ohne Tour auf eigene Faust besichtigen. Es befindet sich nur einen kleinen Spaziergang von der Anlegestelle entfernt.

Und schon am nächsten Morgen erwartet uns ein weiteres Highlight: Wir laufen Honningsvåg an und freuen uns auf unseren Ausflug zum Nordkap.

Endlich spielt auch das Wetter mit! Es ist sehr kalt und wir haben reichlich Schnee. So haben wir es uns gewünscht! Gegen 11:00 Uhr soll die Tour losgehen, also noch genug Zeit für ein gemütliches Frühstück. Aber kaum sitzen wir an unserem Tisch, kommt die Durchsage, dass der Ausflug leider nicht stattfinden kann, weil die Straßen zu vereist sind und am Nordkap ein starker Wind weht. Allen Veranstaltern ist der Ausflug daher zu riskant. Also zu früh gefreut. Das Alternativprogramm ist ein Spaziergang durch Honningsvåg, der aber auch nicht allzu lange dauert (was nicht daran liegt, dass es hier eigentlich nicht viel zu sehen gibt, sondern daran, dass es wirklich extrem kalt und glatt ist). Trotzdem ist es schön, durch den Schnee zu laufen.

Außerdem bin ich auf der Suche nach einer Bank oder einem Geldautomaten, weil ich nun doch endlich ein bisschen Bargeld brauche. Nichts dergleichen ist auf der Hauptstraße zu sehen. Also spreche ich zwei Frauen an, die mir entgegenkommen, ob es denn in Honningsvåg eine Bank oder wenigstens einen Geldautomaten gäbe. Beide schütteln bedauernd den Kopf. Nein, eine Bank gibt es nicht, aber in ungefähr zwei Monaten soll ein Geldautomat aufgestellt werden (na gut, dann warte ich eben so lange). Aber ich könnte es auch im Hotel versuchen. Vielleicht können die mir Geld wechseln. Also entere ich das erste (und einzige) Hotel am Platz und versuche mein Glück. Nein, so was gibt es nicht. Aber ich könnte es in der Touristeninformation versuchen. Was soll ich sagen: Die Touristeninformation ist geschlossen!
Da wir auch auf der gesamten Hauptstraße kein Café entdecken, in dem wir uns hätten aufwärmen können, schlendern und rutschen wir wieder zurück zum Schiff.
Neben der Bewegung an der frischen Luft und dem Spaß hatte dieser Spaziergang noch ein Gutes: Wir haben sehr kuriose norwegische Schlittenrollatoren kennen gelernt. Not macht wohl erfinderisch.

Und dann ist es endlich soweit! Lang ersehnt, sind sie endlich da: Polarlichter über der Barentssee! Erst noch zaghaft, aber im Laufe der nächsten Tage werden sie immer häufiger gesichtet und zeigen sich deutlicher am Nachthimmel (wobei Nacht relativ ist, ab 16:00 Uhr ist es ja dunkel).

Jetzt können wir beruhigt schlafen. Wir haben sie gesehen!

Am Sonntag landen wir in Kirkenes an. Eigentlich hatte ich einen Ausflug geplant, aber nach den doch enttäuschenden Ausflügen der ersten Woche habe ich mich entschieden, hier der nahe gelegenen Innenstadt einen Besuch abzustatten.

Außerdem bin ich ja immer noch auf der Suche nach einem Bankautomaten.

Die Entscheidung ist richtig. Das Wetter ist traumhaft. Hier ist richtig Winter. Alle Straßen und Wege sind zugeschneit, es ist richtig kalt, aber der Himmel ist blau und auch die Sonne kommt mal kurz durch. Der Weg in die Innenstadt ist nur kurz. Unterwegs kommen wir am Russendenkmal vorbei, das Wahrzeichen für die Befreiung durch die Rote Armee im Jahr 1944.

Das Museum besuchen wir nicht, stattdessen aber die niedliche Innenstadt von Kirkenes, die sogar über eine verkehrsberuhigte Mini-Straße verfügt.

Es ist, wie gesagt, ein später Sonntagvormittag und die Stadt liegt wie ausgestorben. Bevor wir uns auf den Rückweg machen, finden wir ein Café und genießen einen guten Kaffee (ehrlich gesagt, ist der Kaffee auf dem Schiff nicht wirklich hitverdächtig). Und tadaaaaa … ich finde eine Bank! Mit einem funktionierenden Geldautomaten! Mein Tag ist gerettet.

Und auch hier  (wie auch schon auf unserem Schiff) stelle ich fest, dass „der Norweger“ bei -7 °C die ersten Frühlingsgefühle hat.

Der Weg zum Schiff führt uns durch tiefen Schnee. Es ist einfach herrlich!

Bevor es dann aufs Schiff geht, statten wir noch dem am Hafen liegenden Souvenirladen einen Besuch ab. Der ist vollgestopft mit Souvenirs und tatsächlich auch sehr gut sortiert. Und diese kleine Bude hat einen Ruheraum mit Platz für vier bis sechs müde Wanderer. Sensationell!

Meine Freunde haben die Zeit derweil genutzt und einen Hundeschlittenausflug gebucht, der sich wohl gelohnt haben muss. Jedenfalls strahlen beide beim Erzählen um die Wette, weil es ihnen so gut gefallen hat. Zunächst wurden Rentiere besucht, dann ging es zu den Schlittenhunden, die sich über so viele Besucher und die entsprechenden Schmuseeinheiten sehr gefreut haben. Die Schlittentour hat ihnen dann richtig Spaß gemacht – und als Bonbon obendrauf wurden sie noch ins Eishotel gefahren, das sie sich in Ruhe anschauen konnten. Dieser Ausflug kann also wohl empfohlen werden.

Alle obigen Fotos © U&S.G

Und jetzt geht es leider zurück nach Bergen. Fünf Tage liegen zwar noch vor uns, aber in den meisten Häfen haben wir nur wenig Aufenthalt.

Schauen wir mal, was uns noch erwartet …

Auch auf dem Schiff hat der Winter Einzug gehalten. Schneeballschlachten gab es alleridngs nicht, soweit ich weiß.