Bald ist es wieder soweit: Die 78. Ruhrfestspiele starten mit dem beliebten Kulturvolksfest am 1. Mai in die neue Theatersaison.

Vorgestellt wurde das neue Programm am 21. Februar 2024 von Olaf Kröck und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Anwesenheit von Presse und Gewerkschaftsvertretern. Auch in diesem Jahr darf das gespannte Publikum wieder einige Highlights erwarten.

Doch vor dem Einstieg in die einzelnen Aufführungen erläuterte Olaf Kröck das Thema: Vergnügen und Verlust. Er erinnerte daran, dass der Ukraine-Krieg in einigen Tagen in das 3. Jahr geht, er sprach über den Hamas-Angriff auf Israel und den daraus entstandenen Krieg – und darüber, wie schwierig in diesen Zeiten der Spagat zwischen Politik und Kunst ist. Das Thema ist weniger politisch greifbar, doch sind wir alle fühlende Wesen, in deren Leben beides nebeneinander existiert. Das Vergnügen ist Teil unseres Miteinanders – wie auch der Verlust.

Und dann ging es an die Vorstellung ausgesuchter Veranstaltungen, natürlich beginnend mit der Eröffnungsaufführung „The Pulse“, einer Zirkusarbeit mit 24 Akrobatinnen und Akrobaten der australischen Kompanie Gravity & Other Myths und der musikalischen Untermalung des Frauenkonzertchores der Chorakademie Dortmund. Gezeigt wird der „Kreislauf des Lebens, der Rhythmus der Natur und der Pulsschlag des Herzens“. Schon vor Beginn des Vorverkaufs ist diese Veranstaltung zur Hälfte ausverkauft! Wer also Interesse hat, sollte schnell sein.

 

Ich kann hier gar nicht auf alle Veranstaltungen eingehen – das gesamte Programm ist unglaublich interessant und es wird mir sicherlich schwerfallen, eine Auswahl zu treffen (ich kann ja schließlich nicht jeden Tag ins Theater gehen). Daher kommen hier nun noch einige Themen in Stichpunkten.

As far as impossible“ – Deutschlandpremiere. Interviews mit Helferinnen und Helfern beim Roten Kreuz, Ärzten ohne Grenzen, die der Frage nachgehen: Können wir die Welt retten?

Die Wut, die bleibt“ – nach dem Roman von Mareike Fallwickl. Das Theaterstück geht, kurz gesagt, der Frage nach, was es heißt, Frau zu sein, und wie sich die althergebrachten Muster überwinden lassen. Eine Veranstaltung für Frauen – und Männer, die sich trauen!

Die Wut, die bleibt

Eine ganz besondere Uraufführung dürfte „DIBBUK – zwischen (zwei) Welten“ sein. Hier sind Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland, Frankreich, Italien, Russland, Israel, dem Iran und Afghanistan auf der Bühne vereint, die teilweise gar nicht zusammen proben konnten, weil die einen nicht in das Land der anderen einreisen durften.

Eine weitere Uraufführung ist „Late Night Hamlet“ – ein Solo für und mit Charly Hübner und einer interessanten Neuinterpretation des bekannten Shakespeare-Stücks.

Aus der Rubrik „Tanz“ ist (neben vielen anderen sehenswerten Produktionen) „Dancing Grandmothers“ hervorzuheben. Hier tanzen tatsächlich südkoreanische Großmütter, und zwar keine ausgebildeten Tänzerinnen, sondern Großmütter, die die Choreographin Eun-Me Ahn auf ihrer Reise durch Südkorea getroffen hat: im Friseursalon, am Feldrand, an der Bushaltestelle.

Dancing Grandmothers

Mein persönliches Highlight wird Lars Eidinger mit Brechts „Hauspostille“ sein.

Dies ist, wie gesagt, nur ein kleiner Ausschnitt aus dem wie immer mehr als umfangreichen und aufregenden Programm der diesjährigen Ruhrfestspiele. Durchforstet die Website! Ich bin sicher, ihr findet noch die eine oder andere Veranstaltung, die ihr nicht verpassen wollt. Oder besorgt euch das Programmheft mit dem Leporello, auf dem alle Veranstaltungen chronologisch aufgelistet sind. (Passt perfekt an die Wohnungstür! So verpasst ihr keinen Termin.)

Und ehe ich es vergesse: Die diesjährige Eröffnungsrede hält Esther Kinsky, Schriftstellerin und Übersetzerin, die zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat, u. a. 2022 den Kleist-Preis für ihr Gesamtwerk.

Die Ruhrfestspiele starten am 1. Mai mit dem Kulturvolksfest bzw. am 3. Mai (The Pulse) und enden am 8. Juni auf dem grünen Hügel. Der Vorverkauf hat bereits begonnen.

Euch allen viel Vergnügen mit so viel hochkarätigem Theater!