Filmvorführung im LukasTreff in Gladbeck

 

Die Freude war groß: Der Verein Allerlei Leben e.V. hat Fördermittel des Landes NRW aus dem Programm „2000 x 1000 Euro für das Engagement“ erhalten. Beworben hatte sich der Verein mit Filmvorführungen zum Thema „Alternative Wohnform“.

Im Verein macht man sich schon seit langem Gedanken, wie man die Gladbecker Generation 50+ mit diesem Thema vertraut machen könnte. Filme schienen da eine geeignete Möglichkeit.

So entstand die Idee zu einer Filmreihe, die nun jeden Samstag bis zum 14.12.2024 im LukasTreff gezeigt wird. Einlass ist jeweils um 14:30 Uhr, Filmbeginn um 15:30 Uhr. Wünschenswert ist eine anschließende Diskussion.

Den Anfang machte am 16.11.2024 der Film „Altwerden selbst stricken“, eine Produktion von Monika Rintelen und Reinhard Wiesemann. Regie führte Gerardo Milszstein. In diesem Film geht es hauptsächlich um das Zusammenleben verschiedener Generationen im Generationenkult-Haus in Essen, das auch eine WG mit demenziell Erkrankten bzw. Menschen mit Behinderungen beherbergt.

Der Film hatte vor etwas über einem Jahr Premiere in der Lichtburg in Essen, und zwar vor ausverkauftem Haus. Im LukasTreff hatten sich rund 40 Interessierte eingefunden.

Für das Gespräch nach dem Film standen Wolfgang Nötzold, einer der Bewohner des GeKu-Hauses, und Gerardo Milsztein, der Kameramann, zur Verfügung.

Wolfgang Nötzold
Gerardo Milszstein

Die beiden standen über eine Stunde Rede und Antwort. Es wurde viel über das Zusammenleben im Haus, aber auch über das Thema Altwerden und Gemeinschaft gesprochen. Eine Besucherin erklärte, dass ihr das im Film gezeigte Zusammenleben viel zu viel Gemeinschaft war, worauf Wolfgang Nötzold korrigierte, dass jeder durchaus seine Privatsphäre genießt und nicht ständig an allen Veranstaltungen teilnehmen muss.

Gerardo Milszstein berichtete von seinen Eindrücken als Kameramann. Seine Antwort war etwas ernüchternd, aber es zeigte sich auch schon während des Films, dass im GeKu-Haus, trotz der vielen Gemeinschaftsflächen und Annehmlichkeiten, keine wirkliche Gemeinschaft entstanden ist. Das liegt zum Teil aber auch an der hohen Fluktuation. Viele Bewohner wissen von vornherein, dass sie nur eine gewisse Zeit dort verbringen werden.

Wolfgang Nötzold wohnt mittlerweile in einem neuen Wohnprojekt, das wirklich auf Gemeinschaft setzt. Die Bewohner haben eine eigene Genossenschaft gegründet und sind Mitglieder dieser Genossenschaft, d. h., sie haben eine Einlage entsprechend ihrer Wohnungsgröße geleistet. Es wohnen dort Familien und Singles, die Altersstruktur liegt zwischen 3 und 75 Jahren. Ein Prinzip dieser Gemeinschaft ist, dass alle wichtigen Entscheidungen einstimmig getroffen werden. Es gibt Arbeitskreise, die sich mit auftretenden Fragen beschäftigen und mögliche Lösungen vorstellen, die dann final diskutiert werden. So kann Gemeinschaft funktionieren.

Es kam auch die Frage auf, was passiert, wenn plötzlich jemand stark pflegebedürftig wird. Wer aus der Hausgemeinschaft kann denn da tätig werden? Wahrscheinlich niemand, aber das ist ja auch nicht der Sinn und Zweck einer Wohngemeinschaft. Man unterstützt und hilft sich, aber alles hat Grenzen. Für Pflege gibt es professionelle Hilfe, die dann auch jeder in Anspruch nehmen soll und muss.

Gerardo berichtete von anderen Filmprojekten, u. a. „Homo communis – In welcher Welt wollen wir leben? “, in dem es um Menschen geht, die ihre Vision von Kooperation und Teilen leben und zu realisieren versuchen. Der Verein plant, diesen Film im kommenden Jahr zu zeigen. 

Insgesamt war es ein sehr interessanter und aufschlussreicher Nachmittag, wobei das Gespräch nach dem Film wahrscheinlich noch viel länger gedauert hätte, wenn Gerardo nicht einen dringenden Termin gehabt hätte.

Abgerundet wurde dieses Erlebnis noch durch ein sehr exzellentes Fingerfood-Büfett, das das Café Luis in Gladbeck kreiert hatte und das bei den Gästen großen Anklang fand. Es wurde auch nicht mit Lob für die hervorragende Qualität und Auswahl gespart.

Jetzt bin ich gespannt auf die nächsten Filme. Die Anmeldungen sind, wie ich gehört habe, noch nicht so üppig, aber das kann ja noch werden.

Der Eintritt zu allen Filmvorführungen ist frei, aber ich denke, der Verein wird sich über eine kleine Spende freuen.