…. oder Ende gut, alles gut.

Es ist soweit: Nach jahrelanger Verschiebung aus den unterschiedlichsten Gründen kann mein amerikanisches Abenteuer endlich beginnen – und zwar mit der Fahrt zum Düsseldorfer Flughafen zu einer sehr unchristlichen Zeit.

5:30 Uhr. Noch müde, aber aufgeregt, mache ich mich auf den Weg zum Flughafen. Um 10:40 soll mein Flug nach Atlanta starten. Die Autobahn ist relativ frei, der Check-in ist schnell hinter mich gebracht und auch der Security Check war in kürzester Zeit erledigt. Genug Zeit für ein kleines Frühstück.

Der Flughafen ist um diese Zeit recht leer.

 

Noch ein bisschen in den Geschäften stöbern und dann ab zum Flieger. Das Boarding geht zügig über die Bühne und schon sind wir abflugbereit. Das Flugzeug rollt in die Startposition – und steht. Und steht. Und bleibt auch stehen.

„Meine Damen und Herren, unser Abflug verzögert sich ein wenig. Wir haben einen Triebwerkschaden und warten auf die Fernwartung aus Atlanta.“ Bitte? Fernwartung? Per TeamViewer oder wie? Na gut, die werden schon wissen, was sie tun.

20 Minuten später; „Meine Damen und Herren, leider wird die Reparatur etwas länger dauern. Wir fahren zurück in die Parkposition und warten dort auf Techniker. Sie können zurück in die Wartehalle, das ist ja doch bequemer als hier im Flugzeug zu warten.“ Wir rollen zurück zur Parkposition. Fünf Minuten später: „Meine Damen und Herren, es tut uns leid, aber Sie müssen im Flugzeug bleiben. Die Reparatur dauert auch nicht lange.“ Mittlerweile erhalte ich eine SMS der Fluggesellschaft: „Es tut uns leid, Ihr Flug ist verspätet. Neue Abflugzeit 11:45 Uhr.“ Absendezeit 11:35 Uhr. Ah, es geht also gleich los!

 

11:55 Uhr: „Meine Damen und Herren, Sie können jetzt doch aussteigen.“ 200 Passagiere steigen noch in einigermaßen guter Stimmung aus dem Flieger. Gleichzeitig eine neue SMS der Fluggesellschaft: „Es tut uns leid, Ihr Flug ist verspätet. Neue Abflugzeit 12:29 Uhr.“

In der Abflughalle bekommen wir Käsecracker und Wasser. Weitere Informationen gibt es nicht.

Um 12:19 Uhr eine neue SMS: „Es tut uns leid, Ihr Flug ist verspätet. Neue Abflugzeit 14:29 Uhr.“ Wer’s glaubt …

Ich suche mir jemanden vom Bodenpersonal und frage, wo ich umbuchen kann. Das sei schwierig, solange der Flug noch nicht gecancelt sei. Ob ich noch etwas warten könnte? Was bleibt mir denn anderes übrig? Ich gehe erst mal Kaffee trinken.

14:17 Uhr: „Es tut uns leid, Ihr Flug ist verspätet. Neue Abflugzeit 18:00 Uhr.“ Ich will nicht mehr. In der Wartehalle wollen dann wohl mehrere Passagiere nicht mehr und das Bodenpersonal erfährt nun auch, dass der Flug storniert ist. Die Schlange zum Umbuchen ist lang und auch auf diese Warterei habe ich keine Lust mehr. Umbuchen kann ich mit Sicherheit auch zu Hause. Aber was passiert mit den Koffern? Die werden an Band 1 ausgeladen.

An Band 1 tut sich nichts. Plötzlich heißt es, die Koffer sind an Band 12. Der Trupp setzt sich in Bewegung, Keine Bewegung an Band 12. Um 14:45 Uhr kommt jemand vom Bodenpersonal und erklärt, dass vor 15:00 Uhr niemand weiß, an welchem Band die Koffer ausgeladen werden. Und wieder warten wir. Um 15:10 Uhr werden wir informiert, dass die Koffer an Band 1 auf uns warten. Einem Reisenden platzt die Hutschnur und er beschimpft die Dame vom Bodenpersonal, die ja nun wirklich nichts dafür kann, aufs Übelste. Kann man machen, ist aber daneben. Strafende Blicke und Kopfschütteln der Mitwartenden sind sein Lohn.

Gegen 19:00 Uhr bin ich einigermaßen hungrig und müde wieder zu Hause. Meine mitfühlende Nachbarin ruft an: „Du hast doch bestimmt nichts zu essen! Ich fahre schnell zur Pommesbude.“ Glücklich, wer solche Nachbarn hat!

So, nun noch schnell umbuchen. Mal schauen, wann der nächste Flieger ohne Zwischenstopp nach Atlanta geht. Welche Freude! Die Fluggesellschaft hat mich automatisch auf den nächsten Flug gebucht – am nächsten Tag um 8:00 Uhr.

3:30 Uhr am nächsten Tag. Die Autobahn ist noch freier als am Tag zuvor, der Flughafen um diese Uhrzeit um so voller.

Der Check-in dauert, Schlange am Security Check, Boarding ist super und schon kann es losgehen. Wir rollen zur Startbahn – und stehen. „Meine Damen und Herren, wir haben ein kleines Problem. Das Ventil eines Triebwerks schließt nicht automatisch. Ein Techniker kommt gleich.“

Was ist das hier? Und täglich grüßt das Murmeltier? Es ist, wohl gemerkt, das reparierte Flugzeug vom Vortag. Das hat ja gut geklappt.

Nach weiteren 15 Minuten rollen wir zurück in die Parkposition. Ein Passagier traut dem Ganzen wohl nicht und steigt aus. Einige andere überlegen, ob sie es ihm gleichtun sollen. Wirklich glücklich bin ich auch nicht. Ich frage Onkel Google, was passieren kann, wenn dieses Ventil nicht schließt. Die Antwort beruhigt mich und ich bleibe sitzen.

Mit zweistündiger Verspätung geht es dann endlich los. Der Flug ist sehr ruhig, die Verpflegung gut, das Flugpersonal sehr freundlich.

Man beachte: Stofftischtuch und „echtes“ Besteck.

Knappe 10 Stunden später und mit nur einer Stunde Verspätung lande ich wohlbehalten in Atlanta, wo meine Freundin schon auf mich wartet.

Nach rund zwei Stunden Autofahrt sind wir dann in Bishop, einer niedlichen Kleinstadt in Oconee County, mit bezaubernden Häusern, an denen ich mich gar nicht sattsehen kann.

Der nächste Morgen beginnt für mich mit Frühstück im Bett. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal so verwöhnt worden bin!

Mein morgendlicher Blick aus dem Schlafzimmerfenster

Die nächsten Tage verbringen wir am Pool (es sind 37 °C), besuchen die tierverrückte Familie meiner Freundin …

Ziggy

Francis

Frieder und Carlos mit zwei ihrer vielen Hühner

Cash und Joujou

Duck und Goose

… und fahren abends im Golfwagen durch die Siedlung (wobei das ein Hobby der Anwohner zu sein scheint) und über den nahegelegenen Golfplatz. Es ist einfach herrlich!

Und auch Kuriositäten gibt es: Eingepfercht zwischen zwei Südstaaten-Häusern finden sich Kriegsgräber noch aus dem Unabhängigkeitskrieg! Hier liegen zwei Brüder mit ihrem Pferd begraben (und natürlich hat auch das Pferd einen Grabstein). Die Steine sind zu verwittert, als dass man die Namen noch lesen könnte.

Kaum hundert Meter von meinem Urlaubsdomizil entfernt fließt der Apalachee River durch den Wald und lädt zu einem Spaziergang ein. 

Aber man sollte sich von dieser Idylle nicht täuschen lassen. Ein heftiger Regenguss in der Nacht sorgt dafür, dass der Fluss seine Breite verdreifacht und schon fast den Garten flutet.

Doch nun genug für heute. In den nächsten Tagen wird es sicherlich noch viel zu berichten geben.