Unsere abenteuerliche Reise nach Japan

Fast ein Jahr haben wir unsere Japanreise geplant.  Haben Flüge gesucht, Hotelunterkünfte recherchiert, gefunden, verworfen und uns schließlich für Tokio und Kyoto als „Basislager“ und Okinawa zum Entspannen entschieden.

Die Unterkunft in Tokio wird fest gebucht. Was sollte auch schon passieren?

Es passierte erst einmal ein Erdbeben der Stärke 7,1 mit der Befürchtung eines noch stärkeren Bebens – und das knapp drei Wochen vor unserem Abflug.

Nach fünf Tagen Entwarnung: Weitere Beben werden nicht erwartet.

Aufatmen.

Aber nicht lange. Drei Tage vor Abflug fegt Taifun Shanshan über Japan, der am Samstag zusammen mit uns in Tokio erwartet wird.

Tolle Aussichten! Was, wenn alle Flüge gestrichen werden? Was, wenn wir erst in Dubai erfahren, dass Tokio nicht angeflogen wird? Wir beschließen, alles auf uns zukommen zu lassen – und so sitzen wir Freitagabend im Flieger.

Die Crew ist entspannt, in Dubai scheint niemand aufgeregt zu sein, die mit uns nach Tokio reisenden Japaner sind völlig unbesorgt.

Der Flug ist dann auch relativ ruhig, abgesehen von ein paar kleineren Turbulenzen beim Anflug auf Tokio und einigen Ehrenrunden, denn wir landen mit 45 Minuten Verspätung.

Die Einreise geht relativ flott, das Visum ist schnell erteilt und schon sitzen wir im Taxi zu unserem Hotel, dem b Akasaka.

Koffer aufs Zimmer gebracht und dann schnell eine Runde durch das Viertel gedreht, um im nahe gelegenen 7-Eleven noch was zu trinken zu organisieren.

Wie gut, dass diese Läden hier rund um die Uhr geöffnet haben. Nach dem Spaziergang und der ersten „Sehenswürdigkeit“ …

– es ist mittlerweile 3 Uhr Ortszeit – wollen wir endlich schlafen, schließlich sind wir seit 36 Stunden auf den Beinen.

Am nächsten Morgen (na gut, es ist nicht mehr wirklich Morgen, eher schon später Nachmittag) wachen wir ausgeruht auf und machen uns auf die Suche nach dem Bahnhof, denn der wird ja in den nächsten Tagen unser Tor zum Vergnügen sein.

Der Bahnhof ist schnell gefunden, aber irgendwie haben wir das Gefühl, wir sind im falschen Film. Hier wohnt Harry Potter! Es gibt tatsächlich eine Straße, die wie eine englische Kulisse für einen Harry-Potter-Film aussieht. Es gibt ein Harry-Potter-Theater, in dem ein Harry-Potter-Musical aufgeführt wird, und die Filmmusik dudelt den ganzen Tag. Leider immer dieselbe. Aber gut, echte HP-Fans wird das nicht stören.

Wir wollen nur was essen und dann möglichst wieder ins Bett.

Lost in Shibuya

Am nächsten Abend dann steht „Tokio“ auf dem Programm, genauer gesagt Shibuya. Wir wollen den quirligen Stadtteil erkunden, aber irgendwie finden wir aus diesem riesigen Bahnhof, der zu den höchstfrequentierten Bahnhöfen Japans gehört, nicht hinaus. Wobei das nicht so ganz stimmt: Wir finden einen Ausgang, aber schon nach wenigen Schritten haben wir jegliche Orientierung verloren – genau wie Google Maps. Egal, welchen Weg wir einschlagen, wir landen letztendlich immer wieder an derselben Stelle. Dabei wollten wir doch nur die berühmte Shibuya Crossing sehen oder wenigstens Hachiko, den treuen Akita, der jahrelang auf sein Herrchen gewartet hat (genau wie Bobby in Edinburgh).

Beides bleibt uns erst mal verwehrt.

Shibuya-Station ist aber nicht nur der größte Bahnhof in Tokio (und wahrscheinlich in ganz Japan), sondern er beherbergt auch diverse Einkaufszentren, wo man nach Herzens Lust shoppen kann. Und essen. Wir finden ein gemütliches Sushi-Restaurant, wo wir uns stärken.

Wunderbar gesättigt, begeben wir uns auf die Suche  nach dem richtigen Gleis für die Rückfahrt nach Akasaka und stellen überrascht fest, dass Shibuya Station auch noch Kunst zu bieten hat.

Wie wir später noch feststellen durften, sind alle Bahnhöfe in Japan ähnlich schön gestaltet.

Asakusa

Für den nächsten Tag haben wir uns ein weiteres Stadtviertel ausgesucht, und zwar Asakusa. Hier steht der berühmte Senso-ji-Tempel (offizieller Name Kinryūzan). Er ist der älteste und bedeutendste buddhistische Tempel in Tokio und bei Touristen sehr beliebt, wie wir feststellen durften, denn sie alle pilgerten scheinbar genau an diesem Tag zum Tempel.

Das Ganze erinnert irgendwie an ein Volksfest. Es ist ein lautes Getümmel und der Weg zum Tempel ist rechts und links von Souvenirläden und Fressbuden gesäumt. Dieses Viertel, so heißt es, ist dem „alten“ Japan nachempfunden und die Häuser sind tatsächlich so, wie wir uns Japan immer vorstellen.

Damit auch die Touristen sich wie im alten Japan fühlen können, gibt es einen Kimonoverleih, der vor allem von japanischen Touristen genutzt wird.

Rund um den Haupttempel gibt es ein paar weitere Statuen, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

Jizo-Statue, wie man sie häufig in Japan findet. Die rote Mütze und das Lätzchen weisen darauf hin, dass es sich hier um einen Wächter der Gottheit handelt, der sich um die Seelen verstorbener Kinder kümmert, damit sie ihren Weg ins Jenseits finden.

Nisonbutsu – das Buddha-Paar. Die Figur rechts gewährt den Betenden Gnade, die Figur links bringt Weisheit.

Am Eingangstor stehen rechts und links zwei Wächterstatuen für den Senso-ji, beide ursprünglich aus dem Jahr 942, die aber mehrfach durch Feuer zerstört wurden. Zuletzt wurden sie 1964 wieder aufgebaut. Sie sind aus Zedernholz geschnitzt, jede ist 5,45 m hoch und wiegst fast 1.000 kg. Leider sind sie hinter Gitter, deswegen sind die Fotos nicht wirklich aussagekräftig, aber man bekommt schon eine Ahnung der Größe.

Noch ein paar Eindrücke aus dem Haupttempel.

Außerhalb des Tempelbezirks zeigt sich Asakusa als eine moderne Stadt mit überdachten Einkaufsstraßen, netten kleinen Restaurants und die eine oder andere Kuriosität. Aber seht selbst.

Nach diesem schönen Vor- und Nachmittag beschließen wir gegen Abend, es noch mal mit Shibuja zu versuchen.

Shibuja, der zweite Versuch

Wäre doch gelacht, wenn wir uns von einem Bahnhof aus dem Konzept bringen ließen! Und tatsächlich gelingt es uns, sowohl Hachiko als auch Shibuya Crossing zu finden.

Hachiko ist ein Akita, der sein Herrchen, einen Philosophieprofessor, jeden Tag nach der Arbeit am Bahnhof Shibuya abholte. Nachdem sein Herrchen gestorben war, kam Hachiko trotzdem zehn Jahre lang, bis er selbst starb, zum Bahnhof und wartete. 1934 wurde diesem treuen Hund eine Bronzestatue gewidmet, die auch heute noch am Westausgang steht (allerdings nicht mehr die ursprüngliche Statue, sondern ein Nachbau). Der Platz ist ein beliebter Treffpunkt, da er angeblich relativ leicht zu finden ist, und, wie ich feststellen durfte, auch ein beliebter Fotopunkt. Es bilden sich teilweise lange Schlangen, um sich neben Hachiko abbilden lassen zu dürfen.

Geduld zahlt sich manchmal aus: In einem kurzen Augenblick gelingt mir ein Foto ganz ohne Hundeliebhaber.

Nur wenige Meter weiter befindet sich auch schon die berühmte Shibuya Crossing, auf der alle Fußgängerampeln gleichzeitig grün werden und es zu einem regelrechten Wettlauf kommt (angeblich geordnet, wie es sich für Japaner gehört, aber wir finden das ganze weniger geordnet als eher chaotisch). Zum Glück lädt uns direkt an der Ecke eine wunderbare Bar mit Rooftop ein, von der aus man einen hervorragenden Blick auf die Kreuzung hat. Der Barbesitzer weiß genau, was er da besitzt: Der Zugang kostet Eintritt, aber ein Getränk ist inklusive. Das ist uns der Blick wert.

Wir versuchen am nächsten Abend noch mal, eine Bar zu besuchen, aber ohne Voranmeldung hat man hier wenig Chancen.

Shinjuku

Shinjuku, ein weiterer Stadtteil, ist berühmt für seine riesigen Leuchtreklamen. Außerdem habe ich gehört, man hat von jedem Regierungsgebäude aus einen wunderbaren Blick über die Stadt. Also mache ich mich auf den Weg zum Rathaus. Hm, merkwürdig, das Haus hat doch gerade mal 6 Stockwerke und wird von den Hochhäusern ringsum eingerahmt …

Natürlich gibt es hier keine Aussichtsplattform. Die gibt es auf dem Tokyo Metropolitan Government Building, zwei Kilometer entfernt. Von der 42. Etage hat man tatsächlich einen unglaublichen Blick auf Tokio, doch den Fuji sieht man leider nicht. Dazu ist das Wetter immer noch zu schlecht (wobei ich mich frage, was man hier unter „gutem Wetter“ versteht, denn wir haben himmlische 34 °C).

Und zumindest in Shinjuku gibt es auch Grün.

Von Straßenebene sieht das Ganze dann so aus:

Das Tokyo Metropolitan Government Building mit zwei Aussichtsplattformen
Akasaka

Am letzten Tag unseres Tokio-Aufenthalts bleiben wir in Akasaka, denn auch hier gibt es diverse Sehenswürdigkeiten. Wie wir außerdem in Shinjuku erfahren haben, wohnen wir in einem der Luxusvororte von Tokio, eigens gebaut für etwas betuchtere Japaner (wobei ich unser Hotel weder luxuriös noch teuer fand). Das erklärt aber vielleicht, warum wir hier relativ wenigen Touristen aus dem Westen begegnen.

Toyokawa Inari Tokyo Betsuin

Gemäß eines Ratschlages von Japan-erfahrenen Reisenden sollte man Schreine und Tempel möglichst früh am Morgen besichtigen. Also stehe ich sehr früh auf und mache mich auf den Weg zum Toyokawa Inari Tokyo Betsuin, einem Shinto-Schrein zu Ehren des Gottes der Fruchtbarkeit, des Reises und der Füchse. Schon am Eingang werde ich von hunderten von Steinfüchsen begrüßt. Ebenfalls wehen hunderte rote Fahnen im Tempel, in dem sich viele kleine Statuen der verschiedenen Gottheiten aneinanderreihen.

Aufgrund der frühen Stunde bin ich fast allein im Tempel, abgesehen von einigen Menschen auf dem Weg zur Arbeit, die hier kurz anhalten, um ein kleines Gebet zu verrichten oder um Segen für den Tag zu erbitten. An einer kleinen Quelle beobachte ich eine Frau, die ihren Schmuck ablegt, ihn in ein Körbchen packt und unter dem Wasserlauf reinigt. Was mag es damit auf sich haben?

Auf meinem Weg aus dem Tempel heraus spricht mich eine nette Japanerin an, die kein Wort Englisch spricht, aber ein gutes Übersetzungsprogramm auf ihrem Handy hat. Sie fragt mich, ob ich die Quelle gesehen hätte und dort mein Geld gewaschen hätte. Ja und nein, ich habe sie gesehen, aber nichts gewaschen. Also dann müsste ich jetzt unbedingt mit ihr gehen und mein Geld waschen. Das ist wichtig, damit ich keine Verluste erleide! Ich sollte unbedingt Euro waschen, aber die hatte ich natürlich nicht mit. Na gut, dann müssen Yen eben reichen. Nach der Zeremonie und vielen Dankesverbeugungen trennen sich unsere Wege. Abgesehen vom Bahnhofs- und Restaurantpersonal war das meine erste Begegnung mit einer Japanerin, die offensichtlich keine Angst vor Fremden hatte. Sie wird mir wegen ihrer offenen und aufgeschlossenen Art immer in Erinnerung bleiben.

Und nun auf zum nächsten Schrein.

Der Hie-ji-Schrein

Ich mache mich auf den Weg zum nächsten Shinto-Schrein, dem Hie-ji-Schrein, der der Gottheit Oyamakui no kami des Berges Hiei-Zan gewidmet ist. Den Zugang zum Schrein bildet auch hier das Torii als Sinnbild für den Übergang zwischen Weltlichem und Geistigem. Zum Schrein führen über 100 Treppen, aber zum Glück gibt es eine Rolltreppe.

Bekannt ist der Schrein unter anderem für seine vielen Affenstatuen …

… und zahlreiche rote Fahnen, die den Weg nach unten zur Straße säumen.

Obwohl es schon auf Mittag zugeht, bin ich auch hier relativ allein. Nur wenige Touristen haben sich hierhin verlaufen. Eine japanische Familie in traditioneller Kleidung zelebriert hier wohl eine kleine Feier, denn es werden Familienfotos mit einem offensichtlich professionellen Fotografen gemacht. Wie ich gehört habe, werden hier gerne Hochzeiten und andere wichtige Familienfeiern begangen.

Neben dem Hauptschrein befinden sich rechts und links ebenfalls zwei Affenstatuen: eine männliche und eine weibliche (mit Affenkind). Werdende Eltern besuchen diesen Schrein gerne, um für die Gesundheit ihres ungeborenen Kindes zu bitten.

Ein Spaziergang durch Akasaka beendet dann unseren Aufenthalt in Tokio. Am nächsten Tag werden wir uns auf den Weg nach Kyoto machen.

Was nehme ich aus diesem Aufenthalt in Tokio mit? Enorm viele Hochhäuser, die dicht gedrängt nebeneinanderstehen, so dass man dem Nachbarn schon morgens zuprosten kann.

Ich empfinde Tokio als eine Betonwüste mit nur wenig Natur. Aber das liegt vermutlich daran, dass eine Woche Tokio gar nicht ausreicht, um auch „grüne“ Orte oder die Schönheit der Stadt zu entdecken.

Vielleicht bin ich auch einfach zu alt für diese Stadt. Junge Leute, die gerne Party machen, fühlen sich hier sicher wohl und finden reichlich Gelegenheiten und Locations zum Feiern.

Ich freue mich jetzt jedenfalls erst mal auf Kyoto.