Wer Sansibar besucht, kommt um einen Ausflug zur Gefängnisinsel oder Prison Island (auf Kisuaheli: Changuu) nicht herum. Jeder hat doch wohl schon von den legendären Riesenschildkröten gehört, die die Insel bevölkern.
Also machen auch wir uns auf den Weg. Am Hafen in Stone Town nimmt uns unser Guide in Empfang und wir setzen in einer gut 30minütigen, abenteuerlichen, stürmischen Fahrt in einem kleinen Motorboot in der Größe eines Ruderbootes zur Insel über.
Die Gefängnisinsel verdankt ihren Namen der Tatsache, dass dort im 19. Jahrhundert ein Gefängnis für sansibarische Straftäter gebaut wurde, das aber nie für diesen Zweck genutzt wurde. Vielmehr wurden Sklaven vom afrikanischen Festland hierher gebracht, weil diese meistens nicht schwimmen konnten und somit keine Fluchtgefahr bestand. In dem Gefängnis wurden sie für den Verkauf auf dem Sklavenmarkt in Stone Town vorbereitet, heißt, sie wurden in den Sitten und Gebräuchen ihrer potenziellen Käufer unterrichtet und lernten Kisuaheli – alles nur, um einen besseren Preis zu erzielen. Das mag sich nett anhören, aber es waren immer noch Sklaven, die weder gut behandelt noch ausreichend ernährt wurden.
Nach der Abschaffung der Sklaverei wurde das Gefängnis dann für die Unterbringung von Menschen mit Gelbfieber genutzt, um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.
Heute stehen nur noch die Außenmauern des Gefängnisses und ein kleines Café ist dort untergebracht, in dem die Besucher sich mit Kaltgetränken versorgen können.
Das ehemalige Gefängnis
Den Namen verdankt die Insel übrigens nicht dem Gefängnis, sondern dem Red Snapper (Changuu), der in den Riffen rund um die Insel beheimatet ist und den Fischern ein gutes Einkommen bescherte.
Bekannt ist die Insel aber vor allem für ihre Riesenschildkröten, die ein Geschenk des Sultans von Oman waren. Diese ehemals vier Exemplare haben sich zu einer stattlichen Kolonie von über 200 Schildkröten vermehrt, von denen die älteste mittlerweile 198 Jahre alt ist.
Die Tiere sind eine echte Touristenattraktion – und entsprechend voll ist es in ihrem „Gehege“. Am Eingang werden Salatblätter verteilt, denn die Tiere dürfen gefüttert werden. Einige von ihnen sind richtig gierig. Wir wurden auch davor gewarnt, den Tieren einen Finger ins Maul zu stecken (wie kommt auf diese Idee?), denn auch ohne Zähne wären sie in der Lage, größeren Schaden anzurichten. Gestreichelt werden dürfen sie natürlich auch und Halsmassagen stehen hoch im Kurs.
Und auch hier entdecken wir Touristen, die die Tiere treten, damit sie sich bewegen. Man fasst es nicht!
Und damit man sich auf der kleinen Insel auch nicht verläuft, sind Hinweisschilder aufgestellt.
Neben den Schildkröten findet der Besucher hier auch eine größere Kolonie mit Pfauen, die sich auf der Insel frei bewegen. Und auch eine kleine Antilope hat meinen Weg gekreuzt.
Ansonsten gibt es noch ein verfallenes Hotel zu sehen und ein Restaurant, das aber, wie es aussah, wohl auch schon vor längerer Zeit dicht gemacht hat.
Die Insel ist sehr gepflegt und sauber. Sehr interessant fand ich die Pflasterarbeiten der Wege.
Und wer immer noch Zweifel daran hat, dass Bäume miteinander kommunizieren, kann hier doch ins Grübeln kommen.
Nach zwei Stunden ist unser Ausflug vorbei und es geht zurück nach Stone Town, dieses Mal etwas weniger stürmisch.