Roman von Māra Zālīte …
Māra Zālīte ist eine lettische Schriftstellerin und Kulturschaffende, die 1952 in Krasnojarsk (Sibirien) geboren wurde und dort knapp fünf Jahre mit ihren Eltern verbrachte, ehe sie 1956 mit ihren Eltern nach Lettland ausreisen durfte.
Ihr Roman „Fünf Finger“ kann also durchaus als autobiografisch angesehen werden.
Er erzählt die Geschichte dieser Heimkehr aus der Sicht der Fünfjährigen, die sich über alles ihre eigenen Gedanken macht, über das, was sie weiß, was sie glaubt zu wissen, was sie sieht und was sie versteht bzw. zu verstehen glaubt.
Ich mache ganz bewusst keine Inhaltsangabe, denn das wären Banalitäten, die dem Buch nun gar nicht gerecht würden.
Es ist ein Buch, das nahegeht, das noch eine ganze Weile, nachdem ich es ausgelesen hatte, mit mir gegangen ist. Dabei ist es nicht die Romanerzählung an sich, die so nachdenklich und betroffen macht. Es ist das, was zwischen den Zeilen steht. Das, was nicht ausdrücklich gesagt wird oder von den Erwachsenen nur nebenbei mit einem Wort erwähnt wird. Das fünfjährige Mädchen kann so Manches gar nicht verstehen, weil ihm die Erfahrung fehlt, aber es macht sich trotzdem so seine Gedanken – und trifft damit manchmal auch den Nagel auf den Kopf.
Der Leser aber, der sich ein bisschen mit der Geschichte und der Politik jener Jahre auskennt, weiß, worum es geht. Und das ist teilweise entsetzlich und auch aus heutiger Sicht schwer zu ertragen.
Māra Zālīte hat für ihre Werke zahlreiche Preise erhalten, darunter 1993 auch den Herder-Preis, der bis 2006 von der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. vergeben wurde. Mit diesem Preis wurden Persönlichkeiten aus Ost- und Südosteuropa ausgezeichnet, die beispielhaft zur Erhaltung des europäischen Kulturguts, insbesondere auf dem Gebiet der Künste und Geisteswissenschaften, beigetragen haben.