Eine immersive Ausstellung in der Obex – Oberhausen Expo

Oberhausen hat eine neue Event-Location (herrlich, diese neuen deutschen Wörter!): der/die/das Obex. Dieses 5.500 qm große Ausstellungszentrum war früher die Firmenzentrale von Babcock. Jetzt hat man für dieses Gebäude eine neue – und wie ich finde: außergewöhnliche – Verwendung gefunden.

Ich habe ja bereits mehrere immersive Ausstellungen besucht, aber „Die letzten Tage von Pompeji“ sind schon sehr beeindruckend.

Beim Eingang in diese Industriekulisse empfängt den Besucher relative Dunkelheit. Es ist nicht stockfinster, trotzdem würde man sich schon noch die eine oder andere Lampe wünschen. Direkt neben der Kasse befindet sich ein kleines Café, das zum Verweilen einlädt. Von einigen Tischen aus hat man auch schon gleich einen guten Blick auf den Eingang in die Ausstellung und bekommt einen ersten Eindruck, wie es wohl in einer römischen Villa damals, kurz vor Ausbruch des Vesuvs, ausgesehen haben könnte.

 

Wir wurden schon am Eingang gewarnt, dass es etwas lauter werden könnte, denn rund 400 Schülerinnen und Schüler hatten sich des Terrains bemächtigt – unangemeldet! Die Warnung war nicht ganz unberechtigt. Die meisten (schon fast erwachsenen) Beschulten zeigten nur wenig Interesse an den vielen Texttafeln. Sie wollten eigentlich nur in die Metaverse, um mit 3D-Brillen was auch immer zu tun. Das heißt, sie standen vor den Erklärungstafeln Schlange und zeigten auch wenig Verständnis, dass andere Besucher sich die Abbildungen vielleicht näher anschauen wollten. Eine Ausnahmegruppe gab es allerdings: Eine Schulklasse war wohl von ihrer Lehrerin sehr gut auf diese Ausstellung vorbereitet worden. Wir sahen etliche Schüler mit Blöcken und Stiften bewaffnet, aufmerksam die Erklärungen lesend und Notizen machend. Auf Nachfragen bestätigten sie uns, dass es ihre Aufgabe war, Fragen zu beantworten und eigene Gedanken zu formulieren. Und diese Gruppe hatte sichtbar mehr Freude an der Ausstellung.

Wir aber auch! Die ersten Gänge sind bestückt mit Abbildungen, wie das römische Leben früher wohl ausgesehen haben könnte, wie ein normaler Tagesablauf bei Römers war. Daneben gibt es zahlreiche Artefakte aus Ausgrabungen in Pompeji.

 

Ein Murmillo-Gladiator-Helm, getragen von schwerbewaffneten Gladiatoren, die gegen die mit Netzen kämpfenden Gladiatoren antreten mussten

Medizinisches Besteck

Diese Sitzmöbel könnten mir schon gefallen, aber leider bieten die meisten heutigen Wohnungen dafür zu wenig Platz – zumindest meine.

Das habe ich von weitem für etwas anderes gehalten.

Beeindruckend sind einige Körper, die bei den Ausgrabungen gefunden worden waren und genau so erhalten geblieben sind, wie sie den Ausbruch des Vesuvs „erlebt“ haben. Interessant auch die Erklärung, warum sie so erhalten geblieben sind (also nicht zu Asche verbrannt sind), und mit welcher Methode man es geschafft hat, dass diese Körper beim Ausgraben nicht beschädigt wurden. Das Ganze ist um so bemerkenswerter, da Guiseppe Fiorelli, der an den Ausgrabungen beteiligt war, diese Methode bereits 1863 entwickelte.

Das Herzstück der Ausstellung ist natürlich die immersive Halle, in der wir am Leben in Pompeji, einer der reichsten und schönsten Städte des Römischen Reiches, teilnehmen, kurz bevor der Vesuv im Jahr 79 nach Christus allem Leben ein Ende setzt. Man weiß bis heute nicht genau, wie viele Menschen damals tatsächlich ums Leben kamen. Schätzungen gehen von rund 2.000 aus, denen die Flucht vor der Lava nicht gelungen ist.

20 Minuten dauert diese Inszenierung und lässt die Besucher angesichts dieser Naturgewalt nachdenklich zurück.

Einen Raum weiter kann man sich mit einer 3D-Brille in die Welt der Gladiatoren zurückversetzen lassen. Wir stehen mitten in der Arena, neben uns kämpfen Gladiatoren mit Netz und Schwert und Keule bis zum bitteren Ende. Und kaum hat einer gewonnen, gehen die Tore auf und die wilden Tiere machen auch dem Sieger den Garaus. Und noch während die Meute auf den Rängen tobt, gießt der Vesuv seine heiße Lava über den schaurigen Schauplatz.

Nach gut zwei Stunden haben wir wohl alles gesehen und gelesen und begeben uns zurück in unsere heile Welt.

„Die letzten Tage von Pompeji“ sind noch bis September 2025 zu sehen. Es lohnt sich wirklich!

Wie wir gehört haben, ist danach schon eine neue Ausstellung geplant. Wir sind gespannt!